Dramatische Gesten, flirrende Pinselstriche oder Performance: Bewegung ist ein zentrales Thema der Kunst. So paradox es auch erscheinen mag: Die Starre des Motivs auf der Leinwand oder im Marmor mit den Mitteln der Illusion zu überwinden, war ein wesentliches Ziel künstlerischer Aktivität. Farbe, Licht, und Komposition erzeugen Lebendigkeit in den Darstellungen. Die industrielle Revolution brachte noch mehr Bewegung ins Leben und damit auch in die Kunst: 1863 forderte Charles Baudelaire, dass schnell ausgeführte Bilder die Bewegung des modernen Lebens widerspiegeln sollten. Das lässt sich in den rasch aufgetragenen Pinselstrichen impressionistischer Werke ebenso erkennen, wie in den Skulpturen von Edgar Degas, der seine Tänzerin im Moment der Bewegung festhält. Später zeichnet Ernst Ludwig Kirchner Bewegungslinien um sein tanzendes Paar. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kommen die Kunstwerke selbst in Bewegung, kinetische Objekte entstehen. Spiegel brechen das Licht und verändern durch ihre multiperspektivische Ausrichtung die Wahrnehmung des Raumes und des Spiegelbildes. In der Performance wird der menschliche Körper zum Material: Körper vermessen die Welt, dokumentieren die Bewegung im Raum. In der zeitgenössischen Kunst tritt die Malerei schließlich in den Raum und wird zur bewegten Skulptur, die auch den Betrachter mit seiner Bewegung einbezieht.