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Hausbuchmeister

Maler, Buchmaler, Zeichner, Grafiker, Stecher, Kupferstecher und Radierer

Geboren
ca. 1445
Gestorben
nach 1505

3 Werke von Hausbuchmeister

2 Werke nach Hausbuchmeister

Biografie

Der Künstler erhielt seinen Notnamen nach den Illustrationen des sogenannten Mittelalterlichen Hausbuchs (Fürstlich Waldburg-Wolfeggische Sammlung, Schloss Wolfegg), einer Zusammenstellung unterschiedlicher Gebrauchstexte, darunter Rezepte, Abhandlungen zu Kriegstechnik und Metallurgie. Den eigentlichen Kern seines Œuvre bilden jedoch 89 Kaltnadelstiche, die meist nur in jeweils einem Exemplar erhalten sind und sich zum größten Teil im Rijksprentenkabinet Amsterdam befinden. Der Künstler wird daher auch mit dem Notnamen Meister des Amsterdamer Kabinetts bezeichnet, welcher in der frühen Forschung gängig war und an sich treffender, doch insbesondere im deutschen Sprachraum seit Beginn des 20. Jahrhunderts weit weniger gebräuchlich ist. Von den 40 Federzeichnungen des „Hausbuchs" lassen sich dem Stecher indes nur die sieben Planetendarstellungen - möglicherweise sogar nur drei von ihnen - zuschreiben.

Die durchweg unbezeichneten Stiche werden, entsprechend einer von Gurt Glaser 1910 etablierten Chronologie, gewöhnlich in den Zeitraum von etwa 1470 bis 1490 geordnet, wobei es nur wenige äußere, d. h. über die reine Stilkritik hinausgehende Anhaltspunkte zur Datierung gibt. Die überaus lebendigen Darstellungen, meist weltlichen Sujets gewidmet, und die äußerst subtile Ausfuhrung lassen diese Werkgruppe sehr homogen erscheinen. Wenn auch die Funktion der Stiche - etwa als Ateliervorlagen oder als eigenständige Sammelstücke - strittig geblieben ist, gab es folglich nie ernsthafte Zweifel an ihrer künstlerischen Zusammengehörigkeit. Um andere mögliche Werke des Meisters entbrannten dagegen bis heute teils heftige Kontroversen. Die Zuschreibungen an den Stecher wuchsen vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer wahren Flut an und brachten ihm weitere Federzeichnungen, Holzschnitte, Miniaturen, Glasmalereien oder deren Entwürfe, sogar Skulpturen und besonders eine Vielzahl von Gemälden ein. Es konnten sich jedoch nur die wenigsten dieser Vorschläge halten, darunter eine kleine Zahl von Zeichnungen und eine Reihe von Tafelbildern, die im wesentlichen um die Frankfurter Auferstehung und die zugehörigen Retabelfragmente sowie ein in Gotha befindliches Bildnis eines jungen Paares gruppiert werden und die gewöhnlich als Hauptwerke des Meisters selbst oder aber eines Künstlers aus seiner Umgebung gelten. Die fraglichen Gemälde werden meist in den Zeitraum von etwa 1480 bis 1505/10 eingeordnet.

Ungeklärt blieb die Identität des Stechers bzw. des oder der Künstler aus seiner Umgebung; der meistdiskutierte Vorschlag, ihn mit dem aus Utrecht stammenden, in Mainz tätigen Erhard Reuwich zu identifizieren, muss letztlich als nicht überzeugend angesehen werden. Demgegenüber kann jedoch der Ort der Tätigkeit des oder der Künstler mit Sicherheit am Mittelrhein vermutet werden. Verbindungen lassen sich von einzelnen Werken u. a. zum Heidelberger Hof, nach Mainz und nach Speyer feststellen. Insbesondere seine Stiche weisen den Anonymus als den bedeutendsten spätgotischen Künstler dieser Region aus.