Anna Edinger (geb. Goldschmidt) wuchs in einer alteingesessenen jüdischen Bankiersfamilie auf, die enge Beziehungen zum Städelschen Kunstinstitut pflegte. 1886 heiratete sie den Neurologen Ludwig Edinger, dessen Hirnforschung sie unterstützte und auch finanziell förderte.
Seit den 1890er-Jahren engagierte sie sich in Frankfurt für die Rechte der Frau und setzte sich auch überregional für soziale Reformen und karitative Einrichtungen ein, unter anderem für die Kinderfürsorge und die Bekämpfung der Tuberkulose. Von 1903 bis 1910 war sie im Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine tätig. Im Jahr 1915 erhob sie auf dem Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag ihre Stimme gegen den Krieg.
Edingers Familie, insbesondere auch ihre Tochter, die Paläontologin Tilly Edinger, gehörte zum engsten Frankfurter Freundeskreis von Ottilie W. Roederstein und Elisabeth H. Winterhalter. Mit beiden verband sie ihr Einsatz für die Frauenbildung und ihre Begeisterung für die Kunst. Das Ehepaar Edinger besaß eine eigene Sammlung.
Zwischen 1897 und 1898 schuf Roederstein zahlreiche gezeichnete Porträts ihrer Familie, die an den „Shakespeare-Abenden“ wohl im Hause der Edingers entstanden.