Über das Werk
Starr schaut das Mädchen am Betrachter vorbei. Ohne Glanz in den Augen oder ein Lächeln auf den Lippen entzieht es sich durch den seitlichen Blick der Intimität des Bildausschnitts. Die Unzugänglichkeit des Kindes spiegelt sich in der vereinfachten Formgebung wider: Wie ein Kreis ist sein Gesicht frontal im viereckigen Rahmen eingespannt. Dem geschlossenen, geometrischen Bildaufbau fehlt jegliches narrative Element. So bleibt das Mädchen in seiner ernsten Stille. Anstelle eines idealisierten Kinderporträts zeigt Modersohn-Becker, deren Formreduktion stark von Cézanne und Gauguin beeinflusst wurde, ein unergründbares Individuum.