Über das Werk
Das „ewig lockende Weib“ ist Kirchners Dresdner Geliebte Doris Große. Verführerisch räkelt sie sich auf dem Sofa, in erotischer Geste die Hand wie beiläufig an der Scham. Die frischen, bunten Farben und die lockere Pinselführung steigern die Sinnlichkeit dieser frühen Darstellung. Die Szene wirkt spontan festgehalten, wurde aber doch mit Unterzeichnungen vorbereitet. Kirchner arbeitete nicht mit professionellen Modellen, sondern malte in seinem Atelier, das gleichzeitig Wohn- und Arbeitsraum war, zumeist seine Freundinnen und Geliebten.
Über die Erwerbung
Die bedeutende Sammlung expressionistischer Kunst des Chemikers Carl Hagemann (1867–1940) entstand ab der Jahrhundertwende in engem Austausch mit den Künstlern – auch während deren Diffamierung im Nationalsozialismus. Nach Hagemanns Tod wurde seine Kollektion 1940 heimlich zusammen mit dem Städelbesitz kriegsbedingt ausgelagert. Zum Dank für diesen riskanten wie erfolgreichen Einsatz stifteten die Erben Hagemanns dem Städel 1948 über eintausend Druckgrafiken und Zeichnungen. Es folgten über mehrere Jahrzehnte hinweg weitere Erwerbungen und großzügige Schenkungen