Über das Werk
Hure oder Heilige? Die religiös konnotierte Pose der Frau lässt an die reuige Maria Magdalena denken, während das offensive Darbieten der Nacktheit an Venus-beziehungsweise Pin-up-Darstellungen erinnert. Dem ersten "süßlichen" Bildeindruck begegnet Vallotton durch Deformationen, die den Betrachter irritieren. So ist etwa der Oberarm merkwürdig verkürzt, und den Oberschenkeln mangelt es an räumlicher Tiefe. Wie bei Vallottons Akten üblich, fehlt auch in diesem Bild die homogene Gesamtwirkung. Der Künstler arbeitet mit den voyeuristischen Neigungen des Publikums. Es ist ein Spiel von Illusion und Desillusion, dessen Ambivalenz das Seherlebnis bestimmt.