Über das Werk
Alles ist in Bewegung. Lediglich die beiden Brettspieler im Hintergrund des Raumes bilden einen ruhigen Pol in dem bewegten Ambiente. Sie wirken allerdings seltsam unkörperlich und fast leblos im Gegensatz zu den Dingen in ihrer Umgebung. Das auf den ersten Blick idyllische Interieur entwickelt unterschwellig etwas Bedrohliches: Die Farbe der Gegenstände reicht über deren Grenzen hinaus, der Boden wellt sich, die Wände greifen nach innen, die Stühle entfalten ein Eigenleben. Für Vuillard war die von den eigenen vier Wänden ausgehende Bedrohung ein zentrales Thema seiner Kunst.
Über die Erwerbung
Die aus einer wohlhabenden Frankfurter Bankiersfamilie stammende Mathilde Rathenau (1845–1926) geb. Nachmann, teilte dem Städel 1924 mit, dass sie eine Reihe von Gemälden aus dem Besitz ihres Sohnes, Wather Rathenau (1867–1922), zu seinem Andenken als Geschenk an das Museum geben wolle. Der damalige Außenminister Walther Rathenau war am 24. Juni 1922 einem Attentat der Organisation Consul in Berlin-Grunewald zum Opfer gefallen. Als Sohn des jüdischen Industriellen, des späteren AEG-Gründers, Emil Rathenau und dessen Frau Mathilde war er 1869 in Berlin geboren worden. Er studierte dort und in Straßburg Philosophie, Physik und Chemie. Der Industrielle, Schriftsteller und Mitbegründer der Deutsch Demokratischen Partei wurde am 31. Januar 1922 zum Außenminister ernannt. Die Schenkung wurde erst nach dem Tod seiner Mutter Mathilde, im Jahre 1926, vollzogen. Unter den Gemälden befand sich neben Werken von Fernand Khnopff, Max Liebermann und diesem Werk von Edouard Vuillard ein Selbstbildnis von Walther Rathenau, welches 1937 als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt wurde.