alea jacta, Paul Klee
Paul Klee
alea jacta
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Paul Klee

alea jacta, 1940


Blatt
346 x 216 mm
Karton
450 x 294 mm
Material und Technik
Kleisterfarben auf rosa meliertem, handgeschöpftem Velinpapier, montiert an acht Punkten auf einem Karton
Inventarnummer
16735
Objektnummer
16735 Z
Erwerbung
Erworben 1992 mit Mitteln der Marga und Kurt Möllgaard-Stiftung, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V.
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Im März des Kriegsjahres 1940, drei Monate vor dem Tod des Künstlers, entstand »Die Würfel sind gefallen «. Wie stets verband Klee seine Zeichnung mit einem poetischen Titel. Das lateinische »alea jacta« erinnert an den von Sueton überlieferten Ausspruch Caesars beim Überschreiten des Rubikon, aber auch an das zurückblickende »Ich habs gewagt« des Humanisten Ulrich von Hutten, dessen Leben 1523 im Exil auf der Insel Ufenau im Zürichsee endete. Klee war 1933, nachdem ihm sein Lehramt an der Düsseldorfer Akademie durch die Nationalsozialisten entzogen worden war, in die Schweiz emigriert, wo er die letzten Schaffensjahre schwer erkrankt in seinem Berner Atelier verbrachte. Den nahenden Tod ahnend wählte er das ausdrucksstarke geflügelte Wort, um dem Gehalt seiner Zeichnung zu entsprechen. Mit einer intuitiv wirkenden und doch kalkuliert eingesetzten Formensprache gibt sie ihre schicksalhafte Dimension zu erkennen.

Klee offeriert seine bildhaften Metaphern auf einem deutlich ramponierten Büttenpapier, das er auf einen Karton montierte. Besonders in Anbetracht der Entstehungszeit um Ostern lässt »alea jacta« an die Zurschaustellung der Marterwerkzeuge Christi und des Schweißtuches der heiligen Veronika auf Schweizer Karfreitagsprozessionen denken. An möglichen gegenständlichen Assoziationen bieten sich dem Betrachter ein von oben gesehener Paukenschlag an, vielleicht aber auch ein noch schlagendes Uhrenpendel, eine Fahne oder ein Beil, der Blick auf ein Boot, das ferne Ufer verbindet, und schließlich nicht die sechs Augen eines Würfels, sondern irritierend neun geordnete Punkte, eine Zahl, die der Hierarchie der Engelchöre entspricht. Uneindeutig und eindrücklich sind die mit breitem Pinsel aufgetragenen schwarzen Zeichen, die zusammen mit den amorphen wundroten Farbflecken und dem mürbe wirkenden Papier eine Spannung entstehen lassen, durch die diese Zeichnung ihre besondere Kraft und Gültigkeit gewinnt.

Paul Klees Fähigkeit, die unterschiedlichen Facetten seiner Existenz gestalterisch zu durchdringen, gehört zu den charakteristischen Qualitäten seines Werks. In Form und Inhalt an Grenzen getrieben, berichtet diese späte Zeichnung vom Ende seiner Suche, den Weg zu sich selbst zu finden. Mit ihrer ursprünglich anmutenden Gestaltungsweise und zeichenhaften Bildsprache kann sie als Ausdruck der schöpferischen Urkräfte im Menschen gelesen werden. Das Interesse Klees für die Gestaltungen der Kinder und künstlerischer Außenseiter ist bekannt, doch sind seine Arbeiten, anders als beispielsweise jene des Schweizer Zeitgenossen Louis Soutter, durch ein nicht nachlassendes, kritisches Bewusstsein von der Kreativität des Individuums getragen.

Über die Erwerbung

Das Frankfurter Unternehmerehepaar Dr. Kurt und Marga Möllgaard begann nach 1945 moderne Kunst zu sammeln. Ab 1964 schenkten sie Teile ihrer Kollektion an den Städelschen Museums-Verein. Kurt Möllgaard kommentierte sein Tun: „Wir haben damit bewusst eine Tradition fortgesetzt, die auch in besonderem Maße von jenen Frankfurtern gepflegt worden ist, die nach 1933 ihre Heimat verlassen mussten.“ 1987, nach dem Tod seiner Frau und seines Sohnes, gründete Kurt Möllgaard die Kurt und Marga Möllgaard-Stiftung. Sie ermöglichte seither weitere Kunstankäufe, überwiegend für die Graphische Sammlung.

Werkdaten

Werkinhalt

Forschung und Diskussion

Bezug zu anderen Werken

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Letzte Aktualisierung

10.09.2024