Über das Werk
Ruhe trotz Bewegung, Struktur im Chaos. Raimund Girkes monochrome Bildsprache lässt scheinbar Gegensätzliches ineinander aufgehen. Die Einfarbigkeit, das Weiß, beherrscht die Leinwand. Allerdings ist Girkes Weiß kein reines: Es ist gemischt und getrübt, mal mit dem Spachtel gezogen, sodass der dunkle Malgrund durchscheint, dann wieder wild über die Leinwand geschlagen, wodurch sich gleichmäßig geschwungene, leuchtend weiße Schlieren über zarte Grautöne legen. Das dabei entstehende Helldunkel gibt dem Bild eine eigenartige Räumlichkeit, die destabilisierend wirkt und trotzdem beruhigt. Denn in der informellen, befreiten Geste tut sich eine Suche nach Ordnung auf. Sie ist noch nicht abgeschlossen, und somit verweilt das Gemälde in einem Dazwischen. Dieser Zustand verleiht dem Bild einen Moment der Objektivität, der nur durch die Aufhebung von Eindeutigkeit möglich wird. Ganz im Sinne seines Vorbildes Mark Rothko entwickelt Girke auf diese Weise eine Dialektik, in der ein starres Entweder-oder einem spannungsreichen Sowohl-als-auch weicht.