Nürnbergerin und Venezianerin, Albrecht Dürer
Albrecht Dürer
Nürnbergerin und Venezianerin
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Albrecht Dürer

Nürnbergerin und Venezianerin, ca. 1495


Blatt
245 x 159 mm
Material und Technik
Feder in dunklem Graubraun auf Büttenpapier
Inventarnummer
696
Objektnummer
696 Z
Erwerbung
Erworben 1850 in London
Status
Kann im Studiensaal der Graphischen Sammlung vorgelegt werden (besondere Öffnungszeiten)

Texte

Über das Werk

Für den jungen Malergesellen Albrecht Dürer aus Nürnberg war es eine sein Leben prägende Erfahrung, als er im Herbst des Jahres 1494 nach Venedig kam. Die Handels- und Kunstmetropole in der Lagune öffnete ihm die Augen für die neuen bahnbrechenden Errungenschaften der norditalienischen Kunst. Er begegnete Künstlern, die zugleich Wissenschaftler waren und mit mächtigen Fürsten Umgang pflegten, die Kenntnisse in Anatomie besaßen, nach lebenden Modellen zeichneten und die geometrischen Regeln der Zentralperspektive beherrschten, die antike Texte lasen und Kunstwerke des heidnischen Altertums ohne christliche Vorbehalte studierten.

Diese Erfahrung Italiens ist hinter der heiteren Federzeichnung zu denken, die zwei nebeneinander schreitende Frauen zeigt. Die rechte trägt einen durchsichtigen Schleier und ein weit ausgeschnittenes, unter der Brust gegürtetes klassisches Kleid der neuesten venezianischen Mode, die linke Haube, Mieder, Schürze und Kleid einer zeitgenössischen Nürnberger Hausfrau. Fast scheint es, als persifliere sie mit einem spöttischen Seitenblick die gesetzt auftretende, vielleicht etwas selbstgefällige Venezianerin, die ihre kostbare lange Schleppe über den Arm gelegt hat.

Die schwungvoll und sicher gezeichnete, gleichwohl sorgfältig ausgeführte Federzeichnung steht in keiner Beziehung zu einem Gemälde, doch ist sie mehr als eine einfache Kostümstudie. Indem am Boden mit einigen Schraffuren Raum angegeben wird und die beiden Frauen erkennbar Bezug aufeinander nehmen, entsteht der Eindruck einer beobachteten Szene. In Wirklichkeit aber war es ein Einfall Dürers, der zuerst gezeichneten Venezianerin die agile Nürnbergerin zur Seite zu stellen. Damit begegnen sich in dieser Zeichnung Nürnberg und Venedig, Süddeutschland und Italien, also die zwei Kunstlandschaften, die Dürer prägten und die in Einklang zu bringen, zur Synthese einer neuen Kunst zu verbinden, er sich nach der Erfahrung seiner ersten Italienreise zur Aufgabe machte.

Werkdaten

Werkinhalt

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Letzte Aktualisierung

10.09.2024