Über das Werk
Eine imposante dunkelhäutige Frau steht dem Betrachter frontal gegenüber, ohne ihn anzublicken. Schwarze Konturen zeichnen den Umriss ihres Körpers und betonen die üppigen Brüste. Die Wiedergabe des Körpers ist auf plakative Wirkung reduziert und unterstreicht so das Thema, das sich wie ein roter Faden durch Copleys Œuvre zieht: die Frau als Objekt männlicher Begierde. Die ornamental-flächige Bibliothek im Hintergrund versammelt Meisterwerke der westlichen Geistesgeschichte: Tolstois Krieg und Frieden, Einsteins Schriften zur Relativitätstheorie, Sapphos Gedichte, die Bibel, Künstlermonografien und Bände des titelgebenden National Geographic: Die stolze, fremde Frau kontrastiert in perfide humoristischer Weise mit dieser blassen Kulturkulisse. In dem Maße, wie das Gemälde zwischen Surrealismus und Pop-Art oszilliert, bleibt auch dieses bösartige Spiel der Klischees seltsam unentschieden – umso mehr, als der Nasenring als Zeichen der Versklavung ironischerweise eine reale Sicherheitsnadel ist, die als Objet trouvé zugleich einen neuen Bildbegriff formuliert.