Über das Werk
Als müsse die Masse Mensch ähnlich dem todgeweihten Erlöser ihr Kreuz nach Golgatha schleppen, so erfasst die Kamera des Brasilianers das Gewimmel in der Goldmine Serra Pelada. Es ist eine Welt biblischer Plagen, von der Sebastião Salgado knapp zweitausend Jahre nach Beginn der christlichen Zeitrechnung Zeugnis ablegt. Aber keiner der vielen tausend Minenarbeiter, keiner ihrer ausgebeuteten Gleichgestellten in aller Welt hat Aussicht auf Erlösung. Die Zahl Acht (1986) liest Salgado als Bedeutungsschleife der Hoffnungslosigkeit beim Blick hinab in die Mine auf eine gesichtslose Menschenkette. Einzelne Leidensfiguren stechen nur im Zustand äußerster Erschöpfung hervor. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Salgado entzog sich 1973 der Militärdiktatur nach Paris und ist seither rund um den Erdball auch den Spuren der Migranten gefolgt. Den Bildjournalismus hat er um eine mythische Dimension erweitert. Zwischen Angst und Trance verharren Menschen in den Albträumen ihres realen Daseins. Die Momentaufnahme fixiert ihre Schicksalsergebenheit. In sklavischer Arbeit, in Kriegen und Naturkatastrophen weist ihnen Salgados Objektiv einen ersterbenden Ausdruck von Würde zu.