Über das Werk
Das Leben einer Stubenfliege dauert nur wenige Tage. Noch weniger lange, wenn sie mit einer Fluggeschwindigkeit von ungefähr zwei Metern pro Sekunde auf einen klebrigen Fliegenfänger prallt. Für Lois Weinberger wird das kurze Leben einer Fliege zum Symbol für den Zyklus des Lebens und nicht zuletzt für unsere eigene Vergänglichkeit. Er fixiert den mit kleinen Leichen übersäten Fliegenfänger in Form eines Kreuzes mit einfachen Reißnägeln auf Papier; dabei gemahnen Nägel und Kreuz an die Leiden Christi. Gefasst wird dieses krude Memento mori von einem schlichten schwarzen Holzrahmen. Weinbergers Arbeit weist für die seit den 1970er-Jahren aktiven Feldforscher typische Merkmale auf. Ironisch übertrugen Künstler die Methoden der Wissenschaft auf die Kunst. Das Ergebnis ist eine formal wie inhaltlich rohe, im besten Sinne „povere“ Arbeit zwischen Blasphemie und Ironie, zwischen Conceptual Art und der Körperlichkeit des Wiener Aktionismus.