Über das Werk
Schamhaft verbirgt Eva ihren Kopf in den Armen. Zusammen mit einer Figur Adams sollte sie das von Dante Alighieris Göttlicher Komödie inspirierte Höllentor flankieren, das Rodin nie fertigstellte. Auch die Eva selbst blieb unvollendet. Dass Rodins Modell schwanger wurde, ist in die psychologische Durchdringung der Figur eingeflossen: Sie ist hier weder Verführerin noch personifizierte Unschuld, sondern „Urmutter“, die die Erbsünde in die Welt trägt. Konsequent stellte Rodin sie 1899 als erste Skulptur der Moderne ohne Sockel aus – auf Augenhöhe mit dem Publikum.
Über die Erwerbung
Georg Hartmann (1870-1954) stammte aus einer alten Frankfurter Familie. Ab 1898 baute er die Bauersche Schriftgießerei zu einem großen Unternehmen aus. Der Kunstsammler wurde 1920 Mitglied des Städelschen Museums-Vereins, ab 1935 war er zugleich Administrator des Städelschen Kunstinstituts. Sein Interesse als Sammler galt vorwiegend der mittelalterlichen Plastik, er war aber auch offen für moderne Kunst. Die Eva von Rodin hatte Hartmann in Paris zunächst für sich erworben, 1953 dann dem Städel vermacht.